Freitag, 1. Januar 2016

Sperrangelweit offen

31 Tage Hektik - das Fenster ist offen. Bild: freaktography/ flickr.com
Here's to you Mr Robin Dutt... Es darf nachgebessert werden. Mal wieder.

Artem Kravets also. Wobei sich die Linguisten noch nicht ganz sicher sind: Heißt der Mann nun Kravets, Krawez oder Kawets? Genau genommen schreibt er sich ja Кравець Артем Анатолійович. Womit sich die ganzen Späßchen à la "Lenny Kravitz? Krawatte? Crevette?" im Grunde schon erledigt haben. Laut Dynamo Kiew ist die Leihe des Stürmers zum VfB fix. Eine Stuttgarter Bestätigung steht noch aus. Angeblich fehlen noch der Medizincheck und letzte vertragliche Details.

Der vermeintlich erste Wintertransfer von Robin Dutt kommt nicht besonders gut an. Der Sportchef macht genau das, was er ankündigte: Er leiht Spieler eher aus, als sie zu kaufen. Nur so könne sich der VfB genügend Spieler mit Qualität sichern, hieß es vor dem Jahresausklang. Zumal Leihen in der Winterpause generell ein beliebteres Stilmittel als Verkäufe sind. Erst recht vor einem großen Turnier. Diverse Spieler dürsten nach Spielpraxis. Dank 24 Teilnehmern bei der Euopameisterschaft noch mehr als bislang.

Sozialchauvinismus fehl am Platz
Einen Stürmer brauche der VfB doch wirklich nicht, warum wird das Geld nicht in die Abwehr investiert. Richtig ist: Eine Verstärkung in der Defensive, der viel titulierte Abwehrchef, fehlt dem VfB nach wie vor. Dieser Transfer muss sitzen, fast ist man gewillt zu sagen: Koste er, was er wolle. Falsch ist: Im Sturm bestünde kein Handlungsbedarf. Daniel Ginczek, Timo Werner, Jan Kliment und Martin Harnik haben in der Hinrunde zusammen einmal öfter getroffen als Daniel Didavi allein. Seit Ginczeks Verletzung fielen drei Stürmer-Tore. Kravets Spielweise und Physis ist dem Vernehmen nach ähnlich wie die von Ginczek. Er könnte die "Wand" sein, die Timo Werner an seiner Seite braucht. Denn nach wie vor ist unklar, wann Ginczek zurückkehrt. 

Was man tunlichst vermeiden sollte, sind Verallgemeinerungen, die in die Richtung eines Kulturvergleichs weisen. "Die Mentalität ukrainischer Spieler gilt überdies als schwierig." Wie bitte? Wie der Autor zu dieser steilen These kommt, ist unklar. Es erinnert an Zeiten, in denen "Jugo-Kicker" verlacht wurden und Spieler aus Afrika als "Exoten" bezeichnet wurden. Das muss nicht sein.
Natürlich ist die ukrainische Liga nicht mit der Bundesliga zu vergleichen. Aber ginge es danach, hätte Robert Lewandowski wohl nie von Lech Posen nach Dortmund oder Douglas Costa von Shaktar Donetsk zum FC Bayern...

Leider wird die in diesem Fall schwache Recherche durch folgende Feststellung abgerundet: "Wer bei Dynamo Kiew spielt, wird sozusagen von Amts wegen in die Landesauswahl berufen." Das mag so gewesen sein, vor zehn Jahren. In Kiews Kader stehen 17 Ukrainer, Nationalspieler sind allenfalls sieben. Zum Vergleich: Das Verhältnis in Donetsk (18/9) ist identisch. Der Boulevard mag mit launigen Artikeln um die Ecke kommen und auf den Instagram-Zug von Kravets' Herzchen aufspringen. Von einem seriös recherchierenden Medium darf man mehr erwarten.

Sechs bis acht Millionen bis zum Glück?
Angeblich stellt der Vorstand im Winter bis zu acht Millionen Euro für Transfers bereit. Kein Pappenstiel und dennoch nötig. Die Konkurrenz im Abstiegskampf rüstet sich bereits, hat erste Neuzugänge eingetütet. Darunter auch mutmaßliche echte Stützen - siehe Frankfurt mit Fabian. Und in Hoffenheim überlegt sich Hopp vielleicht doch, nochmal einen Rückzug vom Rückzug zu machen und einige Euro für Verstärkungen bereit zu stellen.
Sechs bis acht Millionen Euro im Winter sinnvoll auf den Markt zu bringen, ist eine horrende Aufgabe. Verzweiflungskäufe kann sich Robin Dutt nicht mehr leisten. Präsident Bernd Wahler setzte ihm mit seiner "letzten Kugel" buchstäblich die Pistole auf die Brust. Bei einem Abstieg wäre Dutt ebenso wenig zu halten, wie der Präsident selbst.

Unter Jürgen Kramny scheint der VfB zu neuer Stabilität gefunden zu haben. Man darf sehr gespannt sein, inwieweit der Neu-Coach Mitsprache bei Transfers hat. Und auf welche Abgänge Dutt noch reagieren muss. Didavi soll und wird offenbar bis zum Sommer bleiben (und dann gegen das größte Handgeld seinen neuen Verein wählen). Filip Kostic verfügt nur noch wenig Lust auf Stuttgart. Auch wenn seine Position auf dem Flügel unter Kramny neu belebt werden soll. Fraglich, ob er am 1. Februar noch im Stuttgarter Kader stehen wird. Dutt hat nun einen Monat Zeit. Das ist nicht viel.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen