Donnerstag, 4. Juni 2015

Das Dilemma des Robin D.

Die Bundesligasaison 2014/15 ist vorbei. Beim VfB Stuttgart beginnt die große Kehrwoche.

Er werde nicht acht Antonio Rüdigers verkaufen. Deutliche Worte von Robin Dutt nach dem Abschluss der Bundesligasaison. Wenn man ehrlich ist: Der VfB Stuttgart hat auch keine acht Spieler im Kader, die über ähnliches Talent und Star-Potential wie der Innenverteidiger verfügen. Noch vor Abschluss der Saison machte Dutt klar: Um die zehn Spieler werden den VfB nach der Saison verlassen müssen.
Klar, da wäre Tim Leibold, dessen Weggang nach Nürnberg zu diesem Zeitpunkt bereits feststand. Auch das Ende der Ausleihgeschäfte mit Moritz Leitner (zurück zu Borussia Dortmund) und Oriol Romeu (FC Chelsea) war einzuplanen. Bleiben noch sieben Spieler, denen beim VfB Stuttgart keine Zukunft mehr bleibt. Die Fans tun sich leid, diese aufzuzählen. 
"Ich kann die Fans dahingehend beruhigen, dass ich in den letzten Spielen auch genau hingeschaut habe und, glaube ich, eine ähnliche Sicht wie viele Fans habe" (Robin Dutt bei der Pressekonferenz am Pfingstmontag)
Bisher gelang es Dutt immerhin, Sercan Sararer zu vermitteln (Fortuna Düsseldorf). Sprang dabei tatsächlich noch eine Ablösesumme heraus - kolportiert werden um die 500.000 Euro - dann kann man von Dutt nur den Hut ziehen. Sararer hatte weder sportlich noch charakterlich zu überzeugen gewusst, raste lieber mit seinem Sportwagen durch die Gegend und fotografierte eifrig den Tachometer.

Ein Berg aus Arbeit
Statt sich wie sein Vorgänger Fredi Bobic nach einer anstrengenden Saison erst einmal in den Urlaub zu verabschieden, scheint Dutt ranzuklotzen. Klar: Bevor nach Philip Heise neue Spieler an den Neckar kommen, muss der Kader erst einmal ausgemistet werden. Andersherum wäre es vielen Fans lieber. Sie argumentieren: Man habe doch allein durch den Verkauf von Joshua Kimmich schon ein gewisses finanzielles Polster. 
Dutt senkte die Erwartungen bei seiner denkwürdigen Pressekonferenz am Pfingstmontag. Es seien viele Spieler im Kader, für die es keinen Markt gebe. Ein Armutszeugnis für Konstantin Rausch, Adam Hlousek, Vedad Ibisevic und Co.. Ihr Gehalt ist entweder zu hoch, als dass sich andere Clubs an sie herantrauen - oder aber ihre Leistung zu schlecht. Oder beides.

Es ist davon auszugehen, dass Robin Dutt wenigstens einen Hochkaräter verkaufen wird. Top-Kandidaten sind Antonio Rüdiger, der als Nationalspieler gewisse Ansprüche hat, und Alexandru Maxim, dem die Rolle als Edelreservist hinter Daniel Didavi nicht zusagen wird. Zehn bis 15 Millionen Euro könnten durch einen solchen Transfer zusammenkommen. Geld, das Dutt reinvestieren muss.
Daneben gibt es einige Spieler, die im Formtief stecken und deshalb als Streichkandidaten gelten. Gotoku Sakai etwa gehört dazu. Er brächte im Gegensatz zu Rausch oder Hlousek noch eine Ablöse. Die Entwicklung von Sakai ist ein Graus. Einst als bester linker VfB-Verteidiger seit Philipp Lahm gefeiert, hat der Japaner eine Horror-Saison hinter sich. Sakai lebt von seinem Mut, den er im Abstiegskampf nicht aufrecht erhalten konnte. Nach jedem Fehler verunsicherte er mehr. In anderen sportlichen Gefilden - etwa dem angepeilten Mittelfeldplatz - könnte Sakai wieder aufblühen. Dutt scheint das nicht so zu sehen. Nicht auszuschließen, dass Sakai bei einem anderen Verein einen ähnlichen Weg einschlägt wie sein Landsmann Shinji Okazaki.

Zu viel zu tun in zu kurzer Zeit?
Unterdessen keimen erste Gerüchte zu möglichen Zugängen auf. Ein heißer Kandidat für die Innenverteidigung: Der Belgier Sebastian Dewaest vom RSC Charleroi. Ein Vorgriff auf die Nachfolge von Antonio Rüdiger? Dewaest durchlief die Schule vom OSC Lille. Manch einer mag sich erinnern, dass der VfB da schon einmal einen Glücksgriff gelandet hat. 
Ohne Frage: Im Kader des VfB Stuttgart muss sich einiges ändern. Ein weiter-so darf es nicht mehr geben. Dutts Worte vom Pfingstmontag geben Hoffnung, dass dem auch so ist. In der sportlichen Führung gab es bereits das große Stühlerücken. Neue Posten wurden geschaffen, bestehende neu besetzt. Dutt wirkte recht klar: Er erwarte vollen Einsatz für den Verein. Wer nicht mitzieht, sei bei ihm an der falschen Adresse. Gefühlt gab es in den letzten drei Jahren jedoch zu viele Personen im Verein, die den VfB als Hobby nebenbei betrieben haben. Als manchmal vergnügliches, manchmal lästiges Spielzeug.

Dutt steht nun vor der riesigen Aufgabe, die Schwaben wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen. Wenige Wochen hat er dafür nur Zeit. Ab August soll vieles besser werden beim VfB. Dafür sollen auch die Spieler gehalten werden, die in den letzten Spielen der abgelaufenen Saison für Hoffnung sorgten - allen voran Filip Kostic, Daniel Didavi und Daniel Ginczek. Sie alle erklärte Dutt kurzum für unverkäuflich in dieser Transferperiode. Eine markige Aussage, die Freunde schafft, sofern sie eingehalten wird. Und die für viel Hohn sorgt, falls es doch anders kommt.
Die Saison ist vorüber - auf Dutt kommen nun die schwersten Wochen zu.



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