Mittwoch, 17. Juni 2015

Alte Besen kehren schlecht

Beim VfB Stuttgart kommt langsam Bewegung in die Umstrukturierung des Vereins. Nach dem Umbruch in der sportlichen Leitung folgt nun der Umbau des Kaders.

Urlaubszeit ist Arbeitszeit. Das gilt zumindest für Robin Dutt. Anders als sein Vorgänger scheint er sich nach einer anstrengenden Saison nicht fürs Erste in die Ferien zu verabschieden. Bereits kurz nach der katastrophalen Spielzeit und dem zweiten Beinahe-Abstieg in Folge hatte Dutt den VfB Stuttgart auf links gedreht - zumindest was die sportliche Leitung angeht. Scouting, Teamleitung, Nachwuchsbereich: Überall herrscht Aufbruchstimmung. 
Erste Stimmen wurden in den vergangenen Tagen und Wochen dennoch laut: Wann beginnt denn der dringend notwendige Umbau des Kaders. Wer sich den schnellen Ausverkauf der VfB-Ramschware wünschte, missachtete geflissentlich Dutts mahnende Worte: Für viele Spieler gebe es keinen Markt. Wer soll sie auch abnehmen, die formschwachen (dafür aber mit üppigen Verträgen ausgestatteten) Rauschs, Abdellaoues, Hlouseks und Ibisevics?

Wenn dann noch Gerüchte zum Verkauf des Tafelsilbers um Daniel Didavi, Antonio Rüdiger und Alexandru Maxim auftauchen, schwant dem Schwaben Übles. Am Verkauf des ein oder anderen Hochkaräters dürfte kein Vorbeikommen sein. Besonders bei Rüdiger müssen sich die Fans wohl auf einen Abschied einstellen. Die Frage ist nicht, ob er zum Trainingsauftakt noch einmal in Stuttgart auftaucht, sondern wo er in der nächsten Saison spielen wird. 
Daniel Didavi wird dagegen beim VfB bleiben - zumindest für noch eine Saison. Dann ist es ablösefrei und kann sich den Verein aussuchen. Eine mutige und selbstbewusste Entscheidung von Dutt. Schließlich hätte er diesen Sommer noch einmal eine Millionen-Ablöse für den verletzungsanfälligen, wenn auch talentierten Mittelfeldspieler einstreichen können. So ist es ein Vabanque-Spiel. Bleibt Didavi verletzungsfrei, ist er den Ausfall einer Ablöse wert. Verletzt er sich, werden viele fragen: Wie konnte man das Leverkusener Angebot ausschlagen?

Verlockende Bank
Anfang der Woche dann die Überraschung: VfB-Urgestein Sven Ulreich verlässt die Stuttgarter. Das alleine hätte schon für eine Schlagzeile gereicht. Das öffentliche Interesse wächst schließlich, wenn der neue Verein des Torhüters bekannt wird: Sich mit 26 aufs Altenteil gen Bayern zu verabschieden, das ist mutig. 
Laut Verein war es Ulreichs persönlicher Wunsch, sich zu verändern. Man könnte ihm jedoch auch dargelegt haben, dass er sich beim VfB seiner Position als unumstrittener Stammtorhüter längst nicht mehr sicher sein kann. Schon zu Beginn der vergangenen Saison bröckelte sein Status, als Armin Veh Thorsten Kirschbaum den Vortritt ließ.
Bei allem Respekt vor Ulreichs Leistungen beim VfB Stuttgart (und der damit verbundenen Dankbarkeit): Mit 26 Jahren jegliche Herausforderung zu scheuen und allenfalls zum Pokal-Torhüter zu werden ist unwürdig. Man hätte sich mehr erwarten dürfen - und sei es ein Wechsel zu einem ambitionierten Zweitligisten (Der SC Freiburg soll einen Torhüter suchen). Kann man sich über Titel freuen, die man nur durch Trainingsspiele erreicht?

Kaum war klar, dass Sven Ulreich den VfB verlässt, wucherten die Gerüchte um seinen Nachfolger. Przemyslaw Tyton soll der Auserwählte sein, berichteten die anderen. Nein, Roman Weidenfeller wäre doch ein Kandidat, sagten die anderen. Die zweite Option geht wenigstens in die richtige Richtung. Ein erfahrener Torhüter täte dem VfB gut. An ihm könnte sich Odisseas Vlachodimos in seiner Entwicklung orientieren. Weidenfeller selbst ist für diese Stellenbeschreibung zu teuer. Sinnvoller wäre ein Mann, der sich auch nicht scheut, auf die Bank zu setzen, notfalls aber bereit wäre, wenn man ihn braucht.
Dieser Mann könnte auch Timo Hildebrand heißen. Zumindest gäbe man dann Vlachodimos nicht das Gefühl: Wir vertrauen deinen Stärken nicht. Kommt ein 28-jähriger polnischer Nationaltorhüter, sind die Signale in Richtung des Deutsch-Griechen eindeutig. Hildebrand hat sowohl auf Schalke als auch in Frankfurt bewiesen, dass er sich nicht zu schade fürs zweite Glied ist, notfalls aber immer noch Leistungen bringen kann. Der VfB verfügt über zu viele gute Nachwuchstorhüter (neben Vlachodimos sind vor allem Marius Funk und Sven Ullrich zu nennen), als dass er es sich - Bernd Leno lässt grüßen - leisten sollte, jenen erneut die Karriere bei ihrem Heimatverein zu verbauen. 

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